Endlich wieder richtig segeln …

Ein Bericht von Thomas (Laser) Leukel 😉

Die erste Regatta aus meinem Jahresplan 2020, die stattfinden würde, war die Internationale Deutsche Masterschaft in Greifswald vom 18. – 20. September. Da wir unsere bisherigen Urlaubstage 2020 im Garten verbracht hatten, nutzen wir die Anreise für Stippvisiten in Warnemünde und Zingst (beides weiterhin empfehlenswert). Mittwoch und Donnerstag durfte ich an einem Training von Andreas John (ex Vizeweltmeister im Laser) teilnehmen und hatte die ersten richtigen Wassertage des Jahres. Dank Andreas bin ich meiner Downwind-Schwäche jetzt auf der Spur, seglerisch lief noch wenig zusammen. Die Feinabstimmung bei den Manövern und die Einstellung meines neuen Bootes (eigentlich sind alle Laser gleich, es fühlte sich aber nicht so an) passte noch nicht. Auch musste ich feststellen, dass das viele Radialsegeln der letzten Jahre das Gefühl für das neue Standardsegel ausgelöscht hat.

Die Masterschaft wurde von 3 Greifswalder Vereinen gemeinsam ausgerichtet und man konnte an Allem erkennen, welche Kompetenz und Routine dort vorhanden ist. Das Sicherheitskonzept war für die Landesjugendmeisterschaft mit über 200 Booten ausgelegt und bewährte sich bei den 63 Teilnehmern der IDMA. Freitags lag der Bodden spiegelblank vor uns. Wir nutzten die Zeit um alte Bekanntschaften zu pflegen und neue aufzubauen. Daneben genossen wir das herrliche Wetter mit jeder Menge Sonnenschein. Samstag ging es dann mit 3 Läufen bei wenig Wind endlich los. Bei allen Starts war ich den entscheidenden Meter zu spät und bekam recht schnell Abwinde. Die Manöver wurden allmählich besser, der Trimm lies weiterhin Potential nach oben. Irgendwie waren viele der Anderen auch nicht besser und so übernachtete ich auf Platz 11 von 44 Startern im Standard. Sonntags klappte es bei weiterhin leichtem Wind dann richtig gut. Aggressiver Start, freie Seitenwahl auf der Startkreuz, bessere Geschwindigkeit resultierte in Platz 4 an der Luvtonne, guter Downwind, richtig getroffene Kreuz ergab Platz 3 an der Luvtonne und im Ziel hinter dem Local-Hero und Gesamtsieger Philipp Gläser einen netten 2. Rang. Danach setzte eine frische Seebrise ein, in der das Laser-Segeln Spass machte. Bis diese konstant genug zum Kurslegen war, verstrich leider die Zeit für die letzte Startmöglichkeit. Mit Platz 8 Gesamt und als 3. bei den Grandmastern (Alter 55 – 64 Jahre) durfte ich bei der Siegerehrung sogar noch aufs Podest.

Nachdem der Schreibtisch halbwegs abgearbeitet war, saßen wir 8 Tage später wieder im Auto zur Internationalen Deutschen Meisterschaft am Zwenkauer See. Dies ist der größte See der Leipziger Seenplatte, der durch einen gefluteten Kohletagebau erst seit 2013 entstanden ist. 8 der besten deutschen Segler waren schon beim Vortraining zur Europameisterschaft in Polen. Die Nachwuchsgarde und die 2. Reihe waren ziemlich komplett angereist, also hatten wir ein erfreulich hohes Niveau im Feld der 37 Teilnehmer im Standard (gesamt 131 Teilnehmer). Ehe ich mich auf das aggressive Startverhalten und die hohe Geschwindigkeit einstellen konnte, war der erste Tag gelaufen. Am 2. Tag war ich zu defensiv, konnte meinen Trimm jedoch peu a peu an die Einstellungen der Schnellen anpassen und mitsegeln.

Am Samstag hatten wir heimische Verhältnisse mit 5 – 7 Kn Wind mit permanenten leichten Drehern. Bei den Starts kam ich gut raus und konnte mit Platz 7 und 5 endlich Duftmarken setzen. Sonntag zum Abschluss bekamen wir den schon seit Tagen angesagten Druck. 15+ Kn Grundwindstärke mit langanhaltenden Böenzonen jenseits von 25 Kn sorgten für breites Grinsen bei den Seglern. Leider nur, wenn wir segeln durften. Die Wettfahrtleitung war mit großem Abstand das Schlechteste, was ich in meinen mehr als 50 Jahren Regattasegeln erleiden musste. An jedem Tag wurde das Startschiff so tot unter Land gelegt, dass auf die angesagten (und dann auch eintretenden) Windveränderungen nicht reagiert werden konnte und zusätzlich permanente Störungen durch Landabdeckungen vorhanden waren. Der Gipfel war Lauf 4, in dem das Standardfeld nicht mit Wind von Steuerbord die Startlinie passieren konnte. Der Weg zur Luvtonne war damit auch nur ein Anlieger, teilweise schon mit Schrick in der Schot. Auch jeder andere Lauf lag mindestens 15° aus der Windrichtung, was selbstverständlich zu vielen Gesamtfrühstarts und Abbrüchen in der Vorstartphase führte. Allein am letzten Tag summierte sich das auf über 3,5 Stunden Warten und Auskühlen mit killenden Segeln. Danach können die > 100 neuen Segel nur noch als Trainingssegel verwendet werden, was einer Geldvernichtung von über 60.000 € entspricht. Wie oben bereits gesagt machte das Segeln richtig Spaß, ich konnte auch mit den „Kindern“ mithalten, habe mich in beiden Läufen durch falsche Seitenwahl etwas nach hinten verholt und im ersten Lauf eine Halse am Leefass nicht gestanden. Die restlichen Phasen waren Freude (und Anstrengung) pur, speziell die Reacher. Wenn man in voller Gleitfahrt noch eine fette Böe verpasst bekommt und die Wellen zickzackfahrend überholt (es geht halt nicht über den Wellenkamm, man muss so lange quer fahren, bis das Ende der Welle erreicht ist und dann vorbei) – einfach der Hammer. Mit Platz 16 in der Gesamtwertung konnte ich noch die erste Hälfte erreichen. Aus den abendlichen Gesprächen habe ich viele Ideen für das Konditions- und Flexibilitätstraining mitgenommen. Und nächstes Jahr finden die beiden Regatten auf der Sorpetalsperre und dem Starnberger See statt, was mir liegen wird.

Stay wet / Thomas Leukel


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